Was ist klassische Homöopathie?

Eine kurze Einführung von Dr. Martin Wernhart, Wolkersdorf – Weinviertel

Das klassisch-homöopathische Therapiekonzept zielt auf eine Optimierung der Regulationsvorgänge im Organismus. Die Arzneimittelwahl erfolgt über die Ähnlichkeitsregel im Bezug auf die individuellen Krankheitszeichen bzw. Symptome. Das Potenzial einer Arznei wird in sogenannten Arzneimittelprüfungen an gesunden Probanden ermittelt. Durch die spezielle Herstellung der Arznei, dem Potenzieren, wird diese in einer Weise verändert, dass der Regulationsmechanismus des Organismus die darin enthaltene Information bestmöglich verarbeiten kann.

Das Wort „klassisch“ bezieht sich auf die von Samuel Hahnemann entwickelte Homöopathie, die dieser erstmals vollständig 1810 in dem Buch „Organon der rationellen Heilkunde“ definiert hat.

In den nachfolgenden Jahrhunderten wurde die klassische Homöopathie durch viele Homöopathen in ihrer Methodik verfeinert, ohne jedoch die wesentlichen Regeln Hahnemanns zu verlassen.

Ähnlichkeitsregel

Nach dieser von Hahnemann erstmals 1795 postulierten Regel hat er sein Therapiekonzept benannt. „Ähnliches wird durch Ähnliches geheilt“ – Der Begriff „Homöopathie“ kommt aus dem Griechischen von ‚homoios’ = ähnliches und ‚pathos’ = Leiden. Bereits lange vor Hahnemann war bekannt, dass es möglich ist, durch Ähnliches eine Heilreaktion zu bewirken. Zum Beispiel haben Hippokrates (460 – 370 v. Chr.) und Paracelsus (1493-1541) dies auch beobachtet und beschrieben. Ein Organismus, der durch ein Arzneimittel stimuliert wird, wird zu einer Gegenreaktion angeregt. Ist die gegebene Arznei der Erkrankung möglichst ähnlich, kann daraus eine Heilreaktion erfolgen.

Arzneimittelprüfung

Um Arzneien gemäß der Ähnlichkeitsregel zu benutzen, wird eine Verschreibungsgrundlage benötigt. Diese erhält man durch die Arzneimittelprüfung. Dazu schafft man durch die Einnahme einer homöopathischen Arznei eine „Kunstkrankheit“ in einem gesunden Organismus.

Der Vorgang im Detail

Ein gesundes Kollektiv an Probanden/Testpersonen wird dazu aufgefordert, ein Tagebuch ihrer körperlichen und seelischen Wahrnehmungen und Symptome zu schreiben. Nach einer definierten Zeit von z.B. einer Woche wird dann doppelblind eine homöopathische Arznei einer definierten Potenz (z.B. C30) für mehrere, beispielsweise 3 Tage eingenommen. Alle Reaktionen, Symptome und Krankheitszeichen werden so genau wie möglich in das vorher erwähnte Tagebuch geschrieben. Da die Reaktionen abhängig von der Empfindsamkeit der jeweiligen Probanden mehrere Wochen anhalten können, sollte das Tagebuch auch entsprechend lang geführt werden, in etwa 3 Wochen, das bedeutet insgesamt also 4 Wochen. Danach erfolgt die homöopathische Auswertung dieser Tagebücher aller Probanden. Alle Symptome, die der Proband oder die Probandin schon vor der Mitteleinnahme hatte, werden nicht in die Prüfung miteinbezogen, es sei denn die Symptome wurden durch die Mitteleinnahme verändert oder geheilt. Falls mehrere Probanden ähnliche bzw. gleiche Reaktionen oder Symptome hatten, werden diese höher gewertet und sprechen für ein Charakteristikum des Arzneimittels.

Hahnemann prüfte Zeit seines Lebens durch das beschriebene Prozedere ca. 100 Mittel. Insgesamt gelten derzeit ca. 4.500 Mittel als geprüft.

Potenziervorgang

Während der medizinischen Ausbildung machte sich Hanhnemann ein „empfindliches Gewissen“, als er durch die damals üblichen Medikamente die Patienten seiner Ansicht nach „vergiftete“. Sein oberstes Gebot war, den Patienten nicht zu schaden – „Primum nil nocere“ oder auf Deutsch „Erstens, nicht schaden“. Es ist daher leicht nachvollziehbar, dass er seine Arzneimittel in verdünnter Form verabreichte. Diese Verdünnungen nahm er, da er ein praktischer Experimentator war, schrittweise vor. Im ersten Glas verdünnte er z.B. 1 Teil Arznei mit 99 Teilen Lösungsmittel (Wasser bzw. Wasser/Alkohol Gemisch zur längeren Haltbarkeit) und vermischte diese Verdünnung durch Schütteln. Im zweiten Glas verdünnte er 1 Teil dieser Verdünnung mit weiteren 99 Teilen Lösungsmittel und schüttelte erneut. Er versuchte immer so viel zu verdünnen, dass der Patient oder die Patientin nicht kränker wurde, also keinen „Schaden“ erlitt. Nach vielen Versuchen erkannte er, dass die Wirkung seiner Verdünnungen, vorausgesetzt er wendete sie entsprechend der Ähnlichkeitsregel an, keineswegs nachließ, wie zu vermuten wäre. In gewisser Weise verstärkte sich die Heilreaktion sogar, da die Arznei spezifischer/genauer wirkte. Diese Erkenntnis nannte er Dynamisierung. Mit diesem Verfahren konnte er, seiner Meinung nach, das „Wesen der Arznei“ extrahieren oder in anderen Worten das „geistige Prinzip“ der Arznei herauslösen. Homöopathen nennen diesen Vorgang das Potenzieren.

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Dr. Martin Wernhart
Klassische Homöopathie Wolkersdorf, Weinviertel